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6 Lebensmittel für ein langes, gesundes Leben

 

Gesunde Ernährung nach der PURE-Skala
Quelle: Mente, A et al., Eur Heart J 2023, erstellt mit Canva pro

Die PURE-Studie, die größte Beobachtungsstudie der Welt, ermittelte und validierte anhand von Daten aus 80 Ländern eine einfache Skala, um Aussagen über eine herz- und gefäßgesunde Ernährung und die Lebenserwartung zu treffen. Und damit sorgte sie bei manchen Zeitgenossen für Überraschungen: So gehörten vollfette Milchprodukte zu den 6 Lebensmitteln der Skala, ebenso wie Fisch und Nüsse, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte. Fleisch wurde gar nicht in die Skala aufgenommen, denn es änderte weder die Risiken für Herz- und Gefäßkrankheiten noch für die Sterblichkeit nennenswert! Von der “Überraschung”, dass vollfette Milchprodukt ein wesentlicher Teil einer gesunden Ernährung sein können, las man durchaus in den Medien. Von der zweiten, dass nämlich der Konsum von Fleisch kein Risiko darstellt, war kaum die Rede. Auch nicht von der dritten “Überraschung”, die mit der Planetary Health Diet (PHD) zu tun hat, die uns seit 2019 kritiklos als gesund für Mensch und Erde angepriesen wird.

150.000 Datensätze, 21 Länder, 6 Lebensmittel

Die PURE-Studie alleine bringt es mittlerweile auf Daten von rund 150.000 Probanden aus dörflichen und ländlichen Gegenden in 21 Ländern auf 6 Kontinenten. Daraus entwickelten die Autoren eine möglichst einfache Skala, die mit einer besseren Herz- und Gefäßgesundheit und besseren Überlebenschancen einhergeht. Sechs Lebensmittelgruppen erwiesen sich als zielführend: Wer mehr als die mittleren Verzehrsmengen an Gemüse und Obst, Nüssen und Hülsenfrüchten, Fisch und vollfetten Milchprodukten zu sich nahm, zeigte gesundheitliche Vorteile. Dies galt insbesondere für Länder mit geringem Einkommen, in denen der Konsum der genannten Lebensmittel niedrig ist – nicht zuletzt, weil die Menschen zu arm sind.

Der Konsum von schierem Fleisch oder Vollkornprodukten änderte dran nichts Wesentliches, sodass diese beiden Kategorien keine Berücksichtigung auf der PURE-Skala fanden. Will heißen: Fleisch wird offenbar zu schlecht, Vollkorn zu gut eingestuft. Beides kann in eine gesunde Ernährung integriert werden, es scheint aber nicht so wichtig zu sein wie die anderen Lebensmittelgruppen.

Bestätigung in 5 unabhängigen Studien

Die PURE-Skala erwies sich auch in fünf unabhängigen Studien als aussagekräftig, sowohl bei Gesunden als auch bei Patienten mit Herz- und Gefäßerkrankungen. So kamen letztlich Daten von 244.000 Personen aus 80 Ländern auf 6 Kontinenten zusammen – und nicht nur von US-Amerikanern oder Europäern wie bei vielen anderen Studien. Dies gibt der PURE-Studie eine bessere Aussagekraft als vielen Vorgängerstudien. Im Verlauf von gut 8 Jahren war es zu über 15.000 Todesfällen und knapp 41.000 kardiovaskulären Ereignissen gekommen.

Jede Verbesserung um 20 % auf der PURE-Skala ging mit einem 8 % geringeren relativen Sterberisiko und mit einem um 6 % verringerten relativen Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und dergleichen einher.

PURE-Skala im Vergleich besser, Planetary Health Diet nutzlos

Die neu entwickelte PURE-Skala wurde als nächstes mit anderen bekannten Skalen für eine gesunde Ernährung verglichen: mit einer mediterranen Skala, mit dem US-amerikanischen Healthy Eating Index von 2010 und 2015, mit der DASH-Diät und mit der Planetary Health Diet (PHD) der EAT-Lancet Kommission von 2019. Im Vergleich mit den ersten vier anderen Skalen schnitt die PURE-Skala entweder gleich gut oder ein wenig besser ab. Beim Vergleich mit der PHD zeigte sich jedoch, dass diese, auch als Planeten-Diät bekannt gewordenen, Ernährungsvorschriften für die ganze Welt weder mit der Sterblichkeit noch mit der Herz- und Gefäßgesundheit korrelierten. Mit anderen Worten: Die PHD ist aus gesundheitlicher Sicht wertlos.

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Mein Senf dazu

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass man die Planetary Health Diet (PHD) einer Überprüfung unterzogen hat. Sie wurde und wird, auch von Fachleuten und den Medien, derart kritiklos verbreitet und geht in alle möglichen Empfehlungen ein, dass es wehtut. Nichts gegen mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Tierwohl beim Essen. Aber wenn dabei der Nährwert und die Gesundheit der Menschen auf der Strecke bleiben, stimmt etwas nicht. Und fachlich gibt es einiges an der PHD auszusetzen. Aber dank der PURE-Skala wissen wir ja, was besser zu funktionieren scheint.

Wenngleich, auch das sei betont, auch die PURE-Studie “nur” eine Beobachtungsstudie ist und daher keine ursächlichen Zusammenhänge belegen kann. Auch muss immer bedacht werden, dass ein hoher Konsum von z. B. Gemüse und Fisch einfach ein Marker (kein “Macher”) für Wohlstand, Ernährungsbildung und Gesundheit sein kann, jedoch keine Ursache (sog. Healthy-Person-Effect). Aber zum Hinterfragen unfundierter Empfehlungen reicht die PURE-Studie allemal.

Quellen:

Mente, A et al.: Diet, cardiovascular disease, and mortality in 80 countries. European Heat Journal 2023, doi: 10.1093/eurheartj/ehad269 

Harcombe, Z: The PURE study – diet, CVD & mortality in 80 countries. News vom 24.7.2023

Diplom Oecotrophologin, Freie Wissenschaftsjournalistin, neugierig, kritisch, undogmatisch

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