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Mäuse mit Prostatakrebs: Sollen Patienten jetzt fettarm essen?

Fett im Zwielicht: fettarme Kost? Fettreiche Kost? Ketogene Ernährung? Lesetipp: Mehr Fett!

Der Online-Dienst Wissenschaft aktuell berichtet heute über einen spannenden Mäuseversuch. Er zeigt offenbar (habe das Original noch nicht gelesen), dass eine durch eine doppelte Genmutation hervorgerufene Steigerung der Fettbildung in Prostatatumoren deren Ausbreitung fördert. Am Ende dieser Meldung weist der Autor richtig darauf hin, dass ein “Gentest auf mutierte PTEN- und PML-Gene … Patienten identifizieren” könnte, “die ein erhöhtes Metastaserisiko haben.” Den nächsten Satz hätte er sich meiner Meinung nach jedoch sparen können, nein müssen, denn der wird durch die Mäusestudie ja gar nicht belegt: Er meint, für “diese besonders gefährdeten Personen käme als Vorsorgemaßnahme eine fettarme Ernährung in Frage.” Das ist wieder typisch: Es werden anhand von Studien mit genetisch veränderten Mäusen Ernährungsempfehlungen für Menschen gegeben. Das ist nicht haltbar. Und es ist auch nicht ganz logisch, denn die Studienautoren sagen am Ende ihrer Zusammenfassung folgendes: “Thus, our findings uncover a prometastatic lipogenic program and lend direct genetic and experimental support to the notion that a Western HFD can promote metastasis.” Sie schließen also, dass eine fettreiche Western (!) Diet, das ist eine Ernährung mit vielen Fetten UND vielen Kohlenhydraten, die Metastasierung bei bestimmten genetischen Konstellationen fördern kann.

Das ist etwas völlig anderes als eine fettarme Ernährung zu empfehlen. Es gibt hochwertige fettreiche und kohlenhydratarme Ernährungsformen (z. B. LCHF und ketogene Kostformen), die sich komplett anders auf die Fettpegel im Blut auswirken als eine fett- und kohlenhydratreiche “westliche” Ernährung. Bevor man eine fettarme und damit kohlenhydratreiche Ernährung empfiehlt, die sich ebenfalls ungünstig auf das Krebswachstum auswirken kann, müsste daher zunächst untersucht werden, ob die genannten hochwertigen fettreichen low-carb Diäten bei den entsprechenden Patienten von Vor- oder Nachteil wären.

Dies alles wie gesagt unter dem Vorbehalt, dass ich von der Orignalarbeit nur das Abstract gesehen habe. Vielleicht kann ja jemand, der Zugang zur Studie hat und der Tierversuche kompetent interpretieren kann, noch dazu Stellung nehmen.

Diplom Oecotrophologin, Freie Wissenschaftsjournalistin, neugierig, kritisch, undogmatisch

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